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Abitur, was dann?

Zwei in einem: Für wen lohnt sich das duale Studium?

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Um ein duales Studium erfolgreich zu absolvieren, ist viel Einsatzbereitschaft nötig, zum Beispiel auch Unterricht an Samstagen und Lernphasen an Wochenenden. Foto: iStockphoto.com/AntonioGuillem

Das duale Studium ist gefragt wie nie, doch das Modell erfordert über mehrere Jahre viel Einsatz und Verzicht auf Freizeit

Lange ausschlafen kann Annabella Peekhaus am Wochenende selten. Während Gleichaltrige samstags ihre Freizeit genießen, besucht die 22-Jährige die Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) in Bergisch Gladbach. Die junge Frau hat sich für ein duales Studium entschieden. Sie absolviert das knapp dreijährige Ausbildungs- und Studienprogramm Wirtschaftsinformatik (WIN) beim Pharma- und Chemiekonzern Bayer in Leverkusen.Das heißt, sie nimmt innerhalb der fast 36 Monate nicht nur an Vorlesungen teil, sondern sie drückt auch die Bank in der Berufsschule und arbeitet als Fachinformatiker- Auszubildende im Unternehmen mit. Das klingt anspruchsvoll – und das ist es auch.„Ausschlaggebend war für mich der unmittelbare Praxisbezug“, sagt die junge Frau. An einer Universität nur Theorie zu büffeln und das Wissen erst nach dem Abschluss im Berufsalltag anzuwenden: Diese Vorstellung gefiel ihr nicht. Aber auf ein Studium verzichten wollte sie auch nicht. So entschied sie sich, beides zu kombinieren.Ein duales Studium ist für beide Seiten ein Gewinn: fürs Unternehmen, das bedarfsgerecht hochqualifizierte Fachkräfte ausbildet, aber auch für die jungen Leute selbst. „Die Abiturienten schätzen neben der Praxisnähe vor allem, dass sie während des Studiums schon Geld verdienen“, erklärt Silvia Hofmann vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn. Außerdem zahlen die Unternehmen die Studiengebühren. Und nicht immer stehen die jungen Leute in der Pflicht, dem Unternehmen dafür im Gegenzug auch die Treue zu halten.Wie stark die Wirtschaft an hochspezialisierten Fachkräften interessiert ist, zeigt sich auch daran, dass sich die Zahl der dualen Studiengänge von rund 500 im Jahr 2004 bis heute mehr als verdreifacht hat. „Zuletzt haben die Hochschulen über 47 000 Kooperationsunternehmen angegeben, die das duale Studium unterstützen“, berichtet Hofmann und bezieht sich auf Zahlen der BIBB-Datenbank AusbildungPlus.Aber: Duales Studium ist nicht gleich duales Studium. Peekhaus etwa absolviert ein ausbildungsintegriertes Studium. Wenn sie fertig ist, hat sie sowohl vor der IHK eine Prüfung zur Fachinformatikerin abgelegt als auch den FH-Abschluss Bachelor of Science in der Tasche. Daneben gibt es praxisintegrierende duale Studiengänge. Hierbei erwerben nur einen akademischen Abschluss.„Eines muss klar sein: Das duale Studium erfordert ein hohes Maß an Motivation und Engagement“, betont Julia Flasdick vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in Berlin. Schließlich gilt es, Studium und Ausbildung innerhalb weniger Jahre parallel zu absolvieren. Dabei geht es nicht nur darum, im Hörsaal, im Unternehmen und gegebenenfalls auch in der Berufsschule präsent zu sein. Auch zu Hause muss gebüffelt werden. „Das erfordert viel Disziplin und auch die Bereitschaft, für Privates phasenweise weniger Zeit zu haben“, so Flasdick.Abiturienten, die sich für einen dualen Studienplatz interessieren, wenden sich meist direkt an ein Unternehmen. Erst wenn dort die Bewerbung erfolgreich war, meldet man sich bei der Hochschule oder Berufsakademie an. „Einige Unternehmen beginnen bereits ein Jahr vor der Einstellung mit der Suche nach geeigneten Kandidaten“, erläutert Flasdick. Nach einer BIBB-Untersuchung kommen derzeit im Schnitt 33 Bewerber auf einen dualen Studienplatz.Für die jungen Leute sollte das relativ hohe Gehalt, so Flasdick, nicht das einzige Entscheidungskriterium sein. „Mindestens genauso wichtig ist die Frage, ob das gewählte Studienfach auch tatsächlich den eigenen Interessen entspricht“, betont die DIHK-Expertin. dpa/tmn

Verwalten heißt Gestalten

Das Land Niedersachsen bietet mit dem dualen Studium attraktive Aufstiegsmöglichkeiten

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Sara Thiede und Simon Hanelt absolvieren beim Land Niedersachsen ein duales Studium. Foto: Schaarschmidt

Wir wollen Allrounder mit analytischem Verständnis, schneller Auffassungsgabe und dem Willen, etwas zu bewegen“, sagt Heike Strahler. Sie betreut im Innenministerium die Personalentwicklung für die Ministerien und Behörden Niedersachsens. Sie weiß um die breiten Möglichkeiten, die das Land den Abiturienten mit dem dualen Studium Verwaltung bietet. „Die Kombination von Ausbildung und Studium qualifiziert zu verantwortungsvollen Aufgaben in allen Bereichen der Verwaltung.“

Die Übernahmeaussichten in den öffentlichen Dienst sind exzellent. Das Land sucht in großer Zahl motivierte Fachkräfte, um die Leistungsfähigkeit der Verwaltung trotz Pensionswelle zu erhalten. So sind für Anfang August 2018 mehr als 60 Studienplätze ausgeschrieben. Dazu kommen 30 Stipendien für ein duales Studium an der Hochschule Osnabrück, bei denen die Nachwuchskräfte nicht als Beamte auf Widerruf in Trimestern, sondern als „normale“ Studis lernen – Campusatmosphäre inklusive.

Bereits im Studium erwarten sie vielfältige Aufgaben. „Verwalten heißt gestalten“, sagt Personalentwicklerin Strahler. „Demografischer Wandel, Digitalisierung, Integration: Wir stehen vor großen Aufgaben und dafür brauchen wir Menschen, die zupacken.“

Ihnen kann das Land einiges bieten, wie die frühere Bankkauffrau Sara Thiede erzählt. „Wir werden zu Verwaltungsspezialisten ausgebildet, die in der Lage sind, sich in verschiedene Fachgebiete einzuarbeiten und fundierte Entscheidungen zu treffen: Genehmigungen zu erteilen, Bescheide auszustellen, aber auch Projekte anzuschieben“, sagt die 27-Jährige, die während ihres Studiums rund 1000 Euro im Monat verdient und derzeit im Personalbereich arbeitet. „Wir ersetzen nicht die Spezialisten in der Forstverwaltung oder bei der Polizei. Aber wir arbeiten mit ihnen eng zusammen.“

Dazu kommen Sicherheit und Flexibilität des Arbeitsplatzes. „Das war mir wichtig“, sagt Simon Hanelt (21), der nach seiner kaufmännischen Lehre eine Karriere im öffentlichen Dienst startete. Während seiner ersten Praxiszeit arbeitete er in Hildesheim im Amt für regionale Landesentwicklung – zunächst im Stiftungswesen, jetzt im Niedersächsischen Landesamt für Soziales, Jugend und Familie in der Opferentschädigungsstelle.

„Eine Viertagewoche wegen der Familie, Arbeiten von zu Hause aus, Gleitzeit wegen der Kindertagesstätte oder eine Versetzung von Hannover an die Küste: Da ist vieles möglich“, sagt Hanelt. Schließlich verteilen sich Ministerien, Landesämter und -behörden über das ganze Land – und locken mit neuen Herausforderungen.

Weitere Informationen finden sich im Internet auf

Triales Studium im Handwerk

Vom Sommer an auch mit gestalterischem Schwerpunkt

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Ein triales Studium verbindet Theorie und Praxis. 
Foto: Fender

Triale Studiengänge bieten jungen Menschen, die eine praktische Ausbildung mit einem Studium verbinden wollen, eine perfekte Kombination. Seit 2014 bietet die Handwerkskammer Hannover gemeinsam mit der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) bereits das triale Studium Handwerksmanagement an. Mittlerweile nutzen im Kammerbezirk Hannover 60 junge Menschen diese Karrieremöglichkeit im Handwerk, um in 4,5 Jahren den Gesellenbrief, den Meisterbrief und den Bachelor of Arts Handwerksmanagement zu erreichen.

Vom kommenden Ausbildungsjahr an, das am 1. August 2018 beginnt, wird es in Hannover einen weiteren trialen Studiengang geben, der in dieser Form bundesweit einzigartig ist: das triale Studium Craft Design B.A., bei dem eine duale handwerkliche Ausbildung mit einem akademischen Abschluss im Bereich Gestaltung kombiniert wird. Organisiert und durchgeführt wird der Studiengang von der Handwerkskammer Hannover in Zusammenarbeit mit der Werkakademie für Gestaltung und Design im Handwerk Niedersachsen e. V. und der DIPLOMA Hochschule. In 4,5 Jahren werden bei diesem Studiengang der Gesellenbrief, der Meisterbrief und der Bachelor of Arts Craft Design erreicht. Beide Studiengänge richten sich an Schulabgängerinnen und Schulabgänger mit einer Hochschulzugangsberechtigung, die in möglichst kurzer Zeit möglichst viel erreichen wollen. Die geschickte Verknüpfung einer betrieblichen Ausbildung mit der akademischen Lehre macht es möglich. Prinzipiell eignen sich beide Studiengänge für alle Handwerksberufe.

Mehr Informationen finden Sie unter

Ansprechpartnerin bei der Handwerkskammer Hannover ist Marthe Korbach,
Telefon: 0511 545 62 29-53,
E-Mail: korbach@hwk-hannover.de

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Das duale Studium ist gefragt wie nie, doch das Modell erfordert über mehrere Jahre viel Einsatz und Verzicht auf Freizeit